„Die Tyrannei des Gelingens“ im Sozial- und Gesundheitsbereich

In meinem 196. VOR ORT Radiobeitrag, tausche ich mich mit dem Betriebsratsvorsitzenden und GLB-Arbeiterkammerrat Thomas Erlach über aktuelle Entwicklungen im oberösterreichischen Sozial- und Gesundheitsbereich aus.

Dieser Bereich war ja bei der Covid-Situation sehr stark gefordert, der politische Wille bei den Arbeitsbedingungen Verbesserungen umzusetzen um Überlastungen und Engpässe hintan zu halten, ist dabei seit Jahren sehr überschaubar.

So lange die MitarbeiterInnen immer wieder bereit sind, ihre eigenen zum Teil sehr hohen Ansprüche an eine gute Arbeitsleistung umzusetzen – wissenschaftlich genannt wie Thomas Erlach im Interview erwähnt „Tyrannei des Gelingens“ – nämlich auch dann, wenn der Personalstand nicht ausreichend ist und laufend zusätzlich zu Diensten eingesprungen werden muss und über die eigene Freizeit nicht mehr autonom verfügt werden kann – wird sich gar nichts an der gegebenen Situation verändern, denn die Politik rechnet genau mit diesem Verhalten.

Während meiner jahrzehntelangen Mitarbeit bei assista Soziale Dienste (2/1980 – 1/2017) habe ich die laufenden Veränderungen – eine Einsparung bzw. Kürzung nach der Anderen – bewusst als Arbeitnehmer miterlebt. Es zählten nur Zahlen, nicht Menschen. Auch durch meine Unterrichtstätigkeit (2011 – 2017) im Rahmen von Ausbildungen Fachsozialbetreuer Behindertenarbeit bzw. Altenarbeit habe ich etwas an Einblick in diverse Einrichtungen gewonnen. Eine Erfahrung dabei war, dass ich, der dabei im 2. Ausbildungsjahr nach Absolvierung der Pflegehilfe zum Einsatz kam, im Regelfall nur mehr die Hälfte der ursprünglichen SchülerInnen zu unterreichten hatte, da die anderen der Ausbildung schon den Rücken gekehrt hatten. Und ich kann mich noch gut an eine Supervision mit einem Ausbildungsabsolventen erinnern, der mir klar sagte „ich dachte immer, in der Wirtschaft geht es brutal zu, jetzt weiß ich es besser. Ich schließe die Ausbildung noch ab, aber ich werde sicher niemals in diesem Bereich arbeiten!“

Das ist der link zu meinem Radiobeitrag mit Thomas Erlach:

„Die Tyrannei des Gelingens“ im Sozial- und Gesundheitsbereich – VOR ORT 196 | cba – cultural broadcasting archive (fro.at)

Christian Aichmayr

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